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Der Begriff “Medienkompetenz” ist sehr interessant: Er wird an vielen Stellen und jeder glaubt zu wissen, was er beinhaltet, die meisten verzichten darauf, ihre Definition überhaupt zu nennen.

In der Wikipedia findet sich ein gutes Beispiel und zeigt auch den wichtigsten Fehler aller Definitionen, die mir bisher begegnet sind: Selbst in den Technik-bezogenen Unterbereichen geht es immer nur um den Einsatz der Technologien, aber nie um die Frage, wie die Echtheit von Inhalten verifiziert werden kann, worauf die Glaubwürdigkeit basiert oder auch nur die oberflächlichen Anzeichen, daß etwas nicht in Ordnung ist.

Dieter Baackes kann man das noch verzeihen, vor dem Jahr 2000 haben nur die härtesten Paranoiker Gedanken an das Problem verschwendet, aber heute ist das eine notwendige Grundfähigkeit – aber die meisten Medienkonsumenten (oder -Anwender, heute ist fast alles ein “aktiver Inhalt”, also Software, die man sich auf seinen eigenen Rechnern einfängt und die alle möglichen Arten von Ungeziefer mitbringen kann).

Ein guter Name für diesen Themenbereich wäre “technische Medienkompetenz”: Die Fähigkeit zu beurteilen, ob oder wie wahr eine Information, die man aus einer Quelle bezieht sein kann und ist. Das beginnt mit äußeren Anzeichen wie der Beschaffenheit von persönlichen Informationen in Profilen innerhalb sozialer Netzwerke (mit ein wenig Übung erkennt man sehr gut, ob die unverzichtbare Fotosammlung eine reale Person oder eine künstliche Persona darstellt) und endet mit ausreichendem Wissen, um technische Hintergründe von Echtheitsnachweisen zu verstehen und zu beurteilen, ob man einen Mechanismus richtig einsetzt und welche Risiken damit verbunden sind.

Es ist eigentlich notwendig, dieses Wissen der breiten Bevölkerung zu vermitteln. Aber nicht einmal Schulen versuchen, den Schülern die Grundlagen beizubringen (aber andere wichtige Fähigkeiten des täglichen Lebens der Art “wie verwaltet man Geld”, “welche Versicherungen benötigt man wirklich” oder “was ist eine Steuererklärung und wie macht man sie” wird ihnen ja auch nicht erklärt). besonders pikant ist dabei, daß auch unsere politische Führung (und damit auch unsere öffentliche Verwaltung und unsere Justiz) mehr oder weniger komplett ahnungslos ist und damit Fehler und unsinnige “Lösungen”, die keine sind, anhäufen.

Es ist Zeit, das zu ändern.

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